(K)ein Freizeitwegekonzept für Buir?!
RWE, Stadt Kerpen und Gemeinde Merzenich laden zur „Freigabe Freizeitwege Kerpen-Buir / Merzenich“ ein. Was hier als „interkommunales gemeinsames Freizeitwegekonzept“ gefeiert werden soll, hat diese Bezeichnung nicht verdient. Freizeitwege entlang der Autobahn – Bänke ohne Schatten – keine neue Grillhütte ... . Soll das alles sein, was RWE und die Stadt Kerpen dem durch den Tagebau am meisten belasteten Ortsteil Buir als Kompensationsleistung für den Verlust des Hambacher Waldes und der vielen Freizeitwege nördlich der neuen Autobahn zu geben bereit ist?
Dabei hatte der Planungsprozess mit guten Ideen begonnen. Bereits im Juni 2011 – also vor sechs Jahren – wurde im so genannten Arbeitskreis „Tagebau Buir“, der auf Vorschlag unserer Initiative seitens der Stadt Kerpen eingerichtet wurde und das Ziel hatte, die Folgen des Tagebaus und der A4-Verlegung für Buir erträglicher zu gestalten, ein Freizeitwegekonzept vorgestellt, das von Vertretern der Vereine, Kirchen, Verbände und Landwirte der Ortschaft Buir erarbeitet worden war. Das Freizeitwegekonzept enthielt naturnahe Fahrrad- und Skaterstrecken, eine Freizeit-Terrain mit Grillhütte und Spielfläche in Reichweite des Ortes sowie viele Informationsstellen für Interessierte. Wesentlicher Punkt war auch eine kreisübergreifende Vernetzung von Wegen mit Merzenich. Der Planungsausschuss der Stadt Kerpen war so von dem Konzept angetan, dass er die Verwaltung mit der zügigen Umsetzung beauftragte – die Kosten sollten dabei von RWE übernommen werden (vgl. Ratsinformationssystem der Stadt Kerpen).
Was nun nach sechs langen Jahren herausgekommen ist, ist nur ein Bruchteil dessen, was damals vorgeschlagen wurde. „RWE hat zwar den Namen Freizeitwegekonzept übernommen, die Inhalte aber auf eine möglichst billige Umsetzung reduziert“, so Andreas Büttgen von der Initaitive Buirer für Buir. „Die Radwege führen nun zum Beispiel auf Höhe der LKW-Abgase entlang der A4, weil dort sowieso ein Rettungsweg gebaut werden musste. Das ist der wohl ungesündeste Radweg in ganz Kerpen – Feinstaub, Stickoxide, Dreck, Lärm. Und damit wirbt dann die fahrradfreundliche Stadt Kerpen um Touristen.“
Auch die Anordnung der metallisch kühlen Sitzbänke entlang der Wege – aber zum Teil in unmittelbarer Nähe der Autobahn - ist wenig durchdacht: So stehen diese in der Regel ohne Schatten von Bäumen auf einem groben, dunklen Schotter. An heißen Tagen wird dort sicherlich niemand rasten wollen. „Wer Autobahnlärm liebt, findet hier ein wahrhaft traumhaftes Ruheplätzchen“, kommentiert ein Buirer Bürger. Bei einer dieser Sitzgruppen schaut der Betrachter sogar unmittelbar auf große gefällte Bäume. Ob das eine Erinnerung an die Rodungen im Hambacher Wald sein soll? Als sensibel kann man das jedenfalls nicht bezeichnen.
Foto: privat
„Ärgerlich ist auch der Umgang mit der Grillhütte“, ergänzt Büttgen. „Erst wollte RWE die Kosten nicht übernehmen, dann nur das Material liefern – am Ende wurde entschieden, dass Buir keine Grillhütte bekommen soll, allerdings ohne die zu fragen, die die Manheimer Grillhütte regelmäßig nutzten. Die idyllisch im Wald gelegene Grill Hütte, die Naturerleben und –entdecken garantierte, fällt als beliebtes Ausflugszielfürdie Schule, die Kindergärten und das Juze ersatzlos weg. Das ist ein weiterer herber Verlust für unsere Kinder und Jugendlichen.“
Das Fazit aus Sicht unserer Bürgerinitiative: Uns wurde viel Lebensqualität genommen durch die tagebaubedingte Verlegung der A4 vor unserer Haustüre. Wir leiden unter dem Lärm, unsere Immobilien sind weniger wert und wir müssen um unsere Gesundheit fürchten. Durch den heranrückenden Tagebau verlieren wir alle Freizeitwege im Nord-Westen, aber vor allem den wunderbaren alten Hambacher Wald, der einfach durch nichts zu ersetzen ist, schon gar nicht durch bunte Schilder und Hinweistafeln, auf denen sich RWE einmal mehr selbst feiert. Dass RWE dann so lange braucht und so wenig für Buir übrig hat, ist beschämend.
Pressemitteilung der Initiative Buirer für Buir vom 27.06.2017