Offizielle Eröffnung der Hambachbahn –
Buirer fürchten nachhaltige Belastungen für die Gesundheit

Am 19. Mai 2014 eröffnet RWE mit Politprominenz die neue Trasse der Hambachbahn. Aus diesem Anlass fordert die Initiative Buirer für Buir die schnellstmögliche Umrüstung der offenen Waggons in geschlossene Transportmittel. Auch die Einhausung der Verfüllung am Kohlebunker ist für die Reduzierung der Feinstaubbelastung unabdingbar. Darüber hinaus erwartet die Initiative eine tagesaktuelle Veröffentlichung aller Messwerte zu Lärm und Feinstaub in Buir – gemäß der vom Unternehmen RWE mit der Landesregierung beschlossenen „Transparenzoffensive“.

 Bereits beim Planungsverfahren zur Hambachbahn waren die Bürger_innen weitestgehend ausgeschlossen. Das öffentliche Beteiligungsverfahren fand nicht im Rhein-Erft Kreis statt, obwohl die Trasse weitgehend dort verläuft. „Ein derart intransparentes Verfahren wählt ein Betreiber eigentlich nur, wenn er etwas zu verbergen oder zu befürchten hat“, so Andreas Büttgen von der Initiative Buirer für Buir.
„Immerhin haben sich im Planungsverfahren zur tagebaubedingten Verlegung der A4 über 1.200 Haushalte mit einem Einwand gegen dieses Vorhaben gewendet und auf diesem Wege eine öffentliche Anhörung inklusive weitgehender Rechtswegemöglichkeiten erzwungen“.
Darüber hinaus hat die Trennung der Planfeststellungsfahren für beide Baumaßnahmen aus Sicht der Initiative gegen das Verwaltungsverfahrensgesetz verstoßen, da ein Tunnelbau Beleg für notwendige gemeinsame Planung sei.

 

Gesundheitliche Belastung durch Feinstaub

Die Folgen der Verlegung der Hambachbahn sind für die Buirer Bevölkerung inzwischen sicht- und hörbar – möglicherweise gesundheitlich auf die Dauer auch spürbar. Deutlich zeigen sich die Folgen des Transports in offenen Waggons. Bereits nach wenigen Betriebstagen war der helle Schienenuntergrund vom Grobstaub dunkel gefärbt.

Foto: Hubert Perschke
Durch Verwirbelungen, Erschütterungen und dreckige Waggons emmittiert die mit
Braunkohle beladene Hambachbahn Grob- und Feinstaub (im Schienenbett deutlich sichtbar)

 

Nicht sichtbar ist dagegen der gesundheitsgefährdende Feinstaub, der bei offenem Transport freigesetzt wird. „Der Transport in offenen Waggons stellt für die Buirer Bevölkerung eine zusätzliche Belastung durch Feinstaub dar. Nach gutachterlichen Prognosen werden bereits mit Inbetriebnahme der Autobahn die Grenzwerte bei gefährlichen Feinstäuben und Gefahrstoffen erreicht.  Mit der Autobahneröffnung im September wird die Belastung weiter steigen und Grenzwerte und Grenzwert-Überschreitungen sind zu befürchten. Abgesehen davon sind sich Wissenschaftler einig, dass jede Exposition mit Feinstaub für Menschen gesundheitsschädlich ist.

 Nach Aussagen von Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. H.-Erich Wichmann, Institut für Epidemiologie, Helmholtz Zentrum München, Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, München, der als Umweltepidemiologe ein weltweites Renommee genießt, kann es daher nicht nur das Ziel sein, die Grenzwerte zu unterschreiten. „Es gibt keinen Grenzwert unterhalb dessen der Feinstaub ungefährlich wäre. Deshalb müssen wir die Belastung soweit wie möglich reduzieren, wie es technisch möglich ist. Und hier hilft es letztlich nur, dass Problem an der Quelle anzugehen.

Es wird zwar als weitere behördliche Auflage für die Inbetriebnahme der Bahn zwei Jahre lang die Feinstaubbelastung in Buir gemessen, die Ergebnisse werden jedoch nicht, wie sonst üblich, veröffentlicht. "Wir stellen uns die Transparenz und gute Nachbarschaft, mit der der Konzern RWE hier wirbt, anders vor! “

 

Lärmbelastungen durch schlechte Wartung der Waggons

Seit Inbetriebnahme der Hambachbahn erlebten Anwohner überaus deutlich, welcher Lärm von dem Betrieb der Kohlebahn ausgehen kann. Trotz der Tieflegung der Trasse war ein rhythmisches Dröhnen und stakkatoartiges Stampfen vor allem in den Abend-, Nacht- und frühen Morgenstunden von den ruhebedürftigen Bewohnern bis weit ins Dorf hinein wahrzunehmen. Dabei wurde dieses Geräusch nicht nur akustisch wahrgenommen, sondern aufgrund seines dumpfen Vibrierens mit dem ganzen Körper; und zwar immer dann, wenn die Züge beladen waren. Bei der leeren Rückfahrt wurden ebenfalls sehr laute Geräusche emittiert – dann jedoch in höheren Frequenzen, also ohne das extreme Dröhnen. Jedoch immer noch stark genug, um es als Lärmbelästigung zu empfinden. Da die Züge zeitweise in kurzer Taktung unterwegs sind (300 Züge pro 24 Stunden), wird der Lärm als anhaltend empfunden, und es fiel schwer einzuschlafen oder in den Schlaf zurück zu finden.

Nach der Intervention der Initiative Buirer für Buir bei der Bezirksregierung Köln und Beschwerden bei RWE hat der Konzern durch Verkürzung der Wartungsintervalle der Waggons die Geräusche reduziert. Andreas Büttgen und seine Mitstreiter hoffen, „ dass die Lärmbelästigungen nicht wieder steigen, wenn die Lärm- und Erschütterungsmessungen, zu denen RWE laut Planfeststellungsbeschluss verpflichtet ist, beendet werden.“

Pressemitteilung der Initiative Buirer für Buir vom 19.05.2014