Jahresrückblick

2020 – ein Jahr der Gegensätze: Lock Down und Virus-Einflüsse allenthalben einerseits – Neue Herausforderungen durch Strukturwandel und Planungen vor Buir andererseits. Und am Ende eine unerwartet große Wertschätzung jahrelanger Arbeit.

Wir hatten uns wieder viel vorgenommen für 2020. Und dann kam alles anders. Während erste Nachrichten über ein neuartiges Virus aus China durchsickerten und der berühmte Sack Reis ja bekanntlich weit weg umfällt (uns also nichts angeht), stieg bei uns schnell die Sorge, es könne Schlimmeres sein. Bereits sehr früh gab es Hinweise, dass der menschgemachte Klimawandel und unsere Lebensweise erheblich mit zur Ausbreitung von Pandemien beiträgt. „Zum einen leben zunehmend mehr Menschen rund um den Erdball in Städten auf engem Raum. Das sind ideale Voraussetzungen zur schnellen Verbreitung, vor allem dann, wenn ein Keim über die Luft, Stichwort "Tröpfcheninfektion", weitergegeben wird. Auch die Globalisierung ist ein Faktor. Rund 200.000 Flugzeuge sind täglich in der Luft, das sind Millionen Passagiere, die Keime nicht nur über Länder-, sondern auch Kontinentgrenzen verbreiten. Vor allem spielt auch der Klimawandel eine Rolle. Durch die Erwärmung der Erde entstehen neue Bedingungen für Bakterien“ (Auszug aus „Der Standard“). Leider hat sich das bestätigt.

Wie so viele andere Menschen auch haben wir uns ins Homeoffice zurückgezogen, eine Lizenz für Online-Meetings angeschafft, und einfach weiter gemacht. Und es ist viel passiert – hier nur wenige Auszüge:

Mit dem so genannten Kohlegesetz kam die Gewissheit, dass der Hambacher Wald nicht mehr für die Förderung von Braunkohle zerstört wird und durch seinen Erhalt 1,1 Milliarden Tonnen Braunkohle in der Erde bleiben.

 

Leitentscheidung:


 

Als der Entwurf der Leitentscheidung veröffentlich wurde, war uns klar, das ist eher eine Light-Entscheidung – für viele sogar eine Leid-Entscheidung. Wir hätten uns mehr von der Landesregierung erwartet, Am Ende konstatieren wir: RWE hat in weiten Teilen seine Themen setzen können, die Berücksichtigung der Aspekte der Zivilgesellschaft bleiben dagegen vage – die Bürgerbeteiligung war gelinde gesagt unangemessen gering, auch wenn das öffentlich anders dargestellt wurde. Noch hat die Landesregierung die Chance, eine wirklich zukunftsgerichtete Leitentscheidung zu treffen: ausgerichtet am 1,5°-Ziel der Weltgemeinschaft und mit einem Moratorium für weitere Zerstörungen der Dörfer, deren Häuser und Kirchen, Wälder, Infrastruktur, Böden. Tagebaue und Kiesabgrabungen müssen beendet werden.

Apropos Abgrabungen: in diesem Jahr wurden für uns Buirer geplante Erweiterungen und neue Kies-gruben vor unserer Haustüre zum zentralen Thema. Wir sind unendlich dankbar über die Energieleis-tung eines unserer Mitglieder, sich immer tiefer in den Planungsdschungel vorzutasten und eine Schicht nach der anderen eines zu erwartenden Desasters frei zu legen. Werden die Pläne umgesetzt, ist das Land zwischen Buir und dem Hambi verloren. Der Wald in einer rund 80%igen Insellage.
Luftaufnahme Kiesgrube „Rheinische Baustoffwerke“ – 100%ige Tochter RWE Power AG.


Wir haben die Situation vor Buir gegenüber der Landesregierung, der Bezirksregierung, Vertretern des Kreises und nicht zuletzt gegenüber der Stadt Kerpen heftig kritisiert. Über Wochen und Monate waren wir immer wieder präsent im Stadtrat und Planungsausschuss, haben kritische Fragen eingebracht und die Ergebnisse unserer Bürgerumfrage vorgestellt. Außerdem haben wir das Thema in die Medien gebracht. Mit Erfolg: Die Stimmung kippte immer mehr zu unseren Gunsten und gegen die Planungen. Die Position der Stadt ist inzwischen deutlicher: Keine weiteren Kiesgruben, Manheim nicht abbaggern – die Kirche erhalten. Inzwischen fordern fast alle Fraktionen im Stadtrat eine Grünvernetzung der Bürgewälder sowie den Verzicht auf weitere Abgrabungen.

 

Alle Dörfer Bleiben!


Viel Energie ging in die Rettung der Dörfer. „Alle Dörfer bleiben“ ist uns ein Herzensanliegen. Egal ob auf Dorfspaziergängen, Demos oder anderen Veranstaltungen – wir haben mit unseren Möglichkeiten die Menschen bei Garzweiler unterstützt und werden das auch weiterhin mit aller Kraft tun. Es ist absurd, Menschen im Zeichen der Klimakrise aus ihrem Zuhause vertreiben, weitere Dörfer und kostbare Böden zerstören zu wollen – für schmutzige Kohle. Ein Skandal, dass die Landesregierung diese Möglichkeit mit einem juristischen Trick sogar ins Kohleausstiegsgesetz formuliert hat.

 

taz-Klima Panterpreis

Und dann kam der Panter zu uns …
Völlig überraschend haben wir den Jury-Preis der Panter-Stiftung gewonnen. Die Tageszeitung taz hat diesen Preis ausgelobt; über 140 Organisationen oder Menschen hatten sich beworben. Neben dem Jury-Preis gab es noch den Leser:Innen-Preis sowie einen Sonderpreis für den Aspekt Klima und Gesundheit. Wir waren schon sehr dankbar, dass wir zu den 6 Nominierten gehörten, denn eigentlich haben wir ja mit dem Erhalt des Hambacher Waldes schon fast alles gewonnen. Nun steht der Panter in Buir und wartet auf ein geeignetes Zuhause – vielleicht ein Museum, dass an den Konflikt rund um die Kohle und die Demokratie-bewegung am Hambacher Forst erinnert?
Wir sind sehr dankbar über diese Wertschätzung – wir sind demütig angesichts der vielen Menschen und Gruppierungen, die uns in unserem Ringen um Wald statt Kohle begleitet, unterstützt und motiviert haben. Der Preis ist ein MutMacher für uns alle.

Mut gibt uns der Panter, uns weiter beharrlich für Zukunftsperspektiven einzusetzen: Der Hambacher Wald wird zwar nicht gerodet, seine Zukunft ist aber noch nicht sicher. Die viel zu nah arbeitenden Bagger, die geplanten Kiesgruben und die Hitze aus den Löchern bedrohen ihn immer mehr. Das muss aufhören. Und es braucht Ideen, wie der Wald sich weiterentwickelt, wem er gehören soll. Da sind wir dran. Dran sind wir auch weiterhin am Thema Strukturwandel: Wir wollen kein „Weiter so“, nur ohne Braunkohle. Wir wollen nachhaltige Transformation: Gutes Leben für Alle – zukunftsfähige Jobs in naturnaher und l(i)ebenswerter Umgebung – ein Ende der jahrzehntelangen Zerstörung.

Übrigens: Mitmachen lohnt sich. Es geht um unser aller Zukunft.

Wir wünschen allen Menschen friedliche und besinnliche Weihnachtstage und einen guten Start ins neue Jahr. Für 2021 wünschen wir uns und euch einen gesellschaftlichen Ruck für mehr Zusammenhalt in einer nachhaltigen Neuausrichtung nach dem Virus – und uns allen viel Kraft, Kreativität und Vertrauen in die Zukunft.

Herzlichst, Initiative Buirer für Buir