Bürgerwerkstatt Baulandentwicklung - Ein Bericht

Die Stadt Kerpen hatte die Buirerinnen und Buirer eingeladen, um die weitere Bauentwicklung ihres Dorfes zu diskutieren, vor allem aber ihre Ideen in einem moderierten Werkstattverfahren einzuholen. Rund 100 Menschen folgten und waren zunächst erstaunt, dass sie keinen Vortrag hören und Fragen stellen, sondern von 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr aktiv mitarbeiten sollten.

Bürgermeisterin Marlies Sieburg eröffnete die Werkstatt, wies zunächst auf die unhaltbaren Zustände durch den Lärm der A4 hin und stellte kurz die Aktivitäten der Stadt vor: So hat die Stadt bereits bei der Bezirksregierung ein Tempolimit beantragt und dazu weitere Termine vereinbart.  Auch erfolgt zur Zeit die Auswahl von Gutachtern, die die Situation unter verschiedenen akustischen Aspekten analysieren sollen. Sieburg betonte ausdrücklich, dass sie bezüglich der Maßnahmen mit der Initiative übereinstimmt und auf deren Ideen gerne aufgreift. Gleichzeitig forderte sie alle Buirer auf, bei Bedarf die Stadt zu unterstützen. 

Im Anschluss führte der Stadtplaner vom Büro SGP aus Bonn, Dr. Naumann, durch die Werkstatt. So erarbeiteten die Buirer an jeweils 6 Tischen positive und negative Aspekte, warum sie in Buir leben und was für die Buirer Zukunft wichtig ist. Auch hier zeigte sich, dass die Menschen die Lebensqualität in Buir schätzen, Infrastruktur, Mobilität, Vereinsleben, ländliche Idylle mit Bauernhöfen, die vielen grünen Flächen mitten im Ort u.v.m. Deutlich wurde, dass diese Lebensqualität aktuell überlagert wird durch den Lärm der A4 und durch den heranrückenden Tagebau. Bemängelt wurden auch zu wenige Angebote für Jugendliche, für Mehrgenerationen- oder seniorengerechtes Wohnen, Bau- und Planungssünden der Vorjahre, aber auch ein zu großer Abstand zwischen Bürgern und Politik/Verwaltung. Hier kam auch emotional deutliche Kritik an manchen Verfahren der Vergangenheit auf, wo sich die Menschen in ihren Ideen, Einwänden, Sorgen und Nöten nicht ausreichend wieder gefunden haben (Beispiel Erörterungsverfahren A4).

Im Anschluss sollten die Buirer selber planen und auf einem großformatigem Luftbild Bebauungsgebiete, Art der Bebauung, Grünflächen, Spielflächen, Freizeitflächen, Waldstücke, usw. ausweisen. Unabhängig voneinander präsentierten 6 Gruppen folgende wesentliche Ergebnisse:

  • Verbesserter Lärmschutz
  • Waldflächen rund um Buir (nicht vereinzelte Bäume)
  • Lockere Bebauung (keine dichten Reihenhäuser)
  • Grünflächen im Ort belassen aber Baulücken schließen
  • Wohnprojekte fördern (Mehrgenerationen, Senioren - vor allem "Alte Schule"
  • Neue Baugebiete stärker integrieren und nicht separieren (wie in der Vergangenheit)
  • Langsames, behutsames Wachsen - kein Klotzen
  • Leuchtturmprojekte durchführen, die das Besondere an Buir ausmachen (Lärmschutz aus Photovoltaik in Verbindung mit Kerpener Stadtwerke und energieautarkem Wohnen)
  • Perspektiven erkennen und herausstellen

und noch vieles mehr, was im Planungsausschus am 10. Februar 2015 vorgestellt werden wird.

Unser Fazit: Es war ein Experiment der Stadt - und es war ein gelungenes Experiment. Die Buirer haben gezeigt, wieviel Potenzial in diesem Ort steckt und wieviel Potenzial die Buirer mitbringen, wenn sie gefragt werden. Weiter so!