Stopp-Kohle Demo am 24.06.2018 in Berlin
Am 24.06.2018 fanden bundesweit an vielen Orten, u. a.in Köln, Aachen, Erkelenz und Wanlo, Aktionen und Demonstrationen statt, bei denen die Teilnehmenden einen schnellen Kohleausstieg forderten. Bei der Auftaktkundgebung zur Stopp-Kohle-Demonstration in Berlin sprach Antje Grothus, Initiative Buirer für Buir und Regionenvertreterin Rheinland in der „Kohle-Kommission. Wir dokumentieren ihre Rede im Wortlaut:
Hallo und guten Tag liebe klimabewegten Mitstreiter und Mitstreiterinnen,
toll, dass ihr alle an diesem Sonntag hier seid. Gemeinsam fordern wir heute und hier in Berlin:
Stopp Kohle!
Doch nicht nur hier sind wir heute auf der Straße: Auch dort, wo ich zu Hause bin, im Rheinland, sind heute viele Menschen aktiv: es gibt Demos und Aktionen u.a. vor dem Kölner Dom, in Düsseldorf, Aachen, Erkelenz und Wanlo. Genau dort, im Rheinischen Braunkohlenrevier, dem hot spot der CO2 - Emissionen, brauchen wir euer aller Solidarität. Dort, wo man, so drückt es Papst Franziskus in seiner Umweltenzyklika Laudato sí aus, DAS STÖHNEN DER ERDE HÖREN KANN!
Wo sich Stunde um Stunde, Tag um Tag, 365 Tage im Jahr die Bagger des Energiekonzerns RWE in die Erde fressen. Sie machen vor nichts Halt: Sie zerstören wertvollstes fruchtbares Ackerland. Sie wollen auch noch die Reste des stolzen, altehrwürdigen und schützenswerten Hambacher Waldes vollends vernichten. Sie machen nicht Halt vor den intakten Dörfern. Sie machen Dörfer, in denen es ein gutes Zusammenleben gibt, Dörfer die den dort lebenden Menschen jahrhundertelang einen sicheren und geborgenen Rückzugsort boten, dem Erdboden gleich. Sie vertreiben Menschen aus ihrer Heimat. 45.000 Schicksale von vertriebenen Menschen im Rheinland wird allein RWE bis zum Jahr 2045 auf dem Gewissen haben.
Sie nehmen weiteren Tausenden von Menschen, die gezwungen werden ganz dicht am Grubenrand zu leben, ihre Lebensqualität und Zukunftsperspektiven – in z.T. nur 70 Meter Entfernung an dieser großen in die Erde geschlagenen bis zu 450 Meter tiefen Wunde soll man wohnen müssen: mit gesundheitsschädigenden Fein-und Grobstaub-, Lärm- und Lichtemissionen und Erderschütterungen; quasi aus dem Wohnzimmerfenster mit Blick auf die 200 Meter großen, gigantischen, stählernen und kalten Bagger.
Und selbst vor der Zerstörung von Kirchen schrecken sie nicht zurück. Die Bilder der sinnlosen Zerstörung des Immerather Doms Anfang diesen Jahres habe ich immer noch vor Augen.
Und wofür das Ganze?
Für die Braunkohle, von der wir doch alle längst wissen: Sie ist ein Auslaufmodell. Klimaschädlich und sozial unverträglich! Ein aussterbender Dinosaurier, der, solange man ihn noch am Leben hält, möglichst vieles, was ihm im Weg steht, unwiederbringlich vernichten will. Die Menschen aus Dörfern am Tagebau Garzweiler, aus Keyenberg, Kuckum, Unter- und Oberwestrich, aus Berverath erzählen mir, wie hoch der Druck ist, den RWE gerade auf sie ausübt. In dem Wissen, dass das Geschäftsmodell Braunkohle am Ende ist, sollen jetzt ganz schnell unumkehrbare Fakten geschaffen werden: in sechs statt bisher zehn Jahren sollen die Dörfer leergefegt werden.
Das darf so nicht weiter gehen. Dieser Druck muss aufhören. Jahrelang haben die Kohlefreunde mit Unterstützung von großen Teilen der Politik den Ausstieg aus der Kohle blockiert.
Daher brauchen wir, damit die Kohlelobby nun in der Kommission wirklich ambitioniert und zielführend arbeitet, und eben nicht die altbekannte Verzögerungs- und Hinhaltetaktik an den Tag legt, ein Moratorium: ab jetzt darf kein Zwangsumsiedler mehr unter Druck gesetzt werden, Zwangsenteignungen dürfen nicht vollzogen werden, die katholische Kirche darf ihre Kirchen nicht leichtfertig im vorauseilenden Gehorsam aufgeben und an RWE verkaufen, und kein Baum darf im Hambacher Wald mehr fallen.
Unterschreibt dafür die Petitionen, die da heißen:
„Hambacher Wald retten“
„Kein neues Braunkohlekraftwerk in NRW“
und „Die Kirchen im Dorf lassen“
Ich selbst werde ab Dienstag in der Kohle-Kommission für die betroffenen Anwohner*innen in den Revieren weiter dafür streiten, dass wir den Kohleausstieg jetzt beherzt angehen und Tagebaue massiv verkleinert und geschlossen werden.
Euch danken wir für die wunderbare positive Energie, die ihr uns dafür mit auf den Weg gebt! Und lasst uns auch gemeinsam weiter auf die Straße gehen, in die Dörfer und in den Wald – unüberhörbar, unübersehbar, bunt und kreativ – FÜR die betroffenen Menschen in der Lausitz, in Mitteldeutschland, im Rheinland – und weltweit!
VIELEN DANK und euch noch einen schönen Tag und eine schöne Demo!