Impressionen "Solidarischer Waldspaziergang 29. April 2012"

Ob es nun an der von der Initiative Buirer für Buir (BfB) angestoßenen umfangreichen Berichterstattung im Kölner Stadtanzeiger und der Kölner Rundschau lag oder an den immer besser funktionierenden Netzwerken: Weit über 60 Besucher kamen in den Wald, um sich ein Bild von Menschen, Camp und Wald zu machen, sich gegenseitig auszutauschen und zu vernetzen und ihre Wut und Betroffenheit über die geplante Rodung der Bäume und den nachfolgenden Ausbau des Tagebaus teilen zu können.

Mit meiner Familie kam ich nach kurzer Radtour aus Buir kurz vor 14:00 Uhr im Camp an. Dort trafen wir bereits auf BfB-Mitglieder und Symphatisanten, auf Bekannte aus diversen anderen Initiativen und natürlich die Bewohner des Camps.

 

Überrascht waren alle von dem Blick in die Höhen der oft weit über 100jährigen Eichen und Buchen. An vielen Stellen sind Plattformen zu sehen, auf denen die Waldbesetzer campieren. Nichts für ungeübte Kletterer - und schon alleine die Vorstellung, bei Wind und Wetter in über 10 Metern Höhe auf einer schwankenden Plattform zu nächtigen, erzeugt ein mulmiges Gefühl einerseits und Respekt vor dem, was engagierte Menschen dort leisten.

 

Zurück zum Spaziergang: Er begann mit einem Treffen an der Mahnwache, dem Platz, wo mit dem Waldfest am 14. April offiziell die Waldbesetzung startete. Viele Anwohner erzählten zu Beginn von ihren Erinnerungen und Erfahrungen, die sie im Hambacher Forst gemacht haben. Von der ehemals unglaublichen Weite und Fülle - einem Gebiet, ursprünglich halb so groß wie der Naturpark Eifel. Erzählt wurde von Fahrradtouren, Wanderungen, der Ursprünglichkeit der Natur - aber auch von den ein oder anderen, die in diesem Wald nicht nur ihre Liebe zueinander fanden sondern auch einige Monate später das Resultat …

 

Beeindruckend die Bäume: Kräftig, gewaltig und urwüchsig. Lichte Flächen unter wunderschönen Kronen. Maiglöckchenbewuchs im Überfluss. Eine friedvolle, erfüllende Atmosphäre.

 

Und das soll alles zerstört werden? So bald schon? Ja - so bald schon.

 

Nur wenige 100 Meter weiter beginnt der gerodete Teil. Große Stapel gefällter Bäume lagern am Wegrand, der zuvor saftige Boden wechselt auch wenigen Metern in Brachland - in eine staubige Wüstenlandschaft. Wo vorher sattes Grün und Brauntöne dominierten sind nun ausgetrockneter Sand, Steine und Lehm zu sehen. Und dahinter das große, gewaltige Loch. Am Horizont der gewaltige Sandhaufen der Sophienhöhe einerseits und die Betonkathedralen der Kraftwerke mit ihrem den Himmel bedeckenden Dampf. Einfach nur traurig, bedrückend.

 

Und - wie sich in vielen Gesprächen herausstellte - Grund dafür, dass so viele Anwohner seit vielen Jahren diesen wunderschönen Wald meiden. Es tut einfach weh, zu wissen, dass bereits ca. 4.400 ha dieses Bürge(r)waldes Stück für Stück von RWE vernichtet wurde und zu spüren, dass die noch bestehenden restlichen 1.100 ha, das entspricht 1.540 Fußballfeldern, geht es nach RWE, auch dem Tod geweiht sind.

Zurück im Camp wurde noch lange diskutiert: Strategien, Pläne, Möglichkeiten - wie sich wehren gegen den Wahnsinn unmittelbar vor unserer Haustüre? Eines war spürbar: diejenigen, die dabei waren werden die Planungen nicht sprach- und tatenlos hinnehmen . - Trotz der verschiedenen unterschiedlichen Motivationen, die uns alle hier im Wald zusammengeführt hatten, waren wir einig darin, dass wir uns dafür einsetzen müssen unsere Umwelt, unser Klima, diesen Wald zu bewahren.

 

So wurden aus einem kleinen Spaziergang viele intensive Stunden. Ein Fazit, dass einer der Teilnehmer traf, sprach allen aus der Seele: Der Einsatz der Waldbesetzer verdient Respekt und kann nicht hoch genug geschätzt werden. Sie bieten mit ihrer Aktion eine Plattform, die auf vorhandene Missstände hinweist und einlädt, diese nicht widerstandslos hinzunehmen.

Die Solidarität mit den Besetzern kann jede und jeder durch einen Besuch im Wald, durch Hilfsleistungen und eigene Angebote und Aktionen unterstützen.

Andreas Büttgen
1.Vorsitzender der Initiative Buirer für Buir